Journalismus in der digitalen Welt
Dauer: | i.d.R. 4x2h |
Format: | Präsenz, digital oder Blended Learning |
Struktur: | i.d.R. 4 Module mit Praxisphase |
Zielgruppe: | Deutschlehrkräfte der Sek. I an allen Schulformen |
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Inhaltsschwerpunkte
In dieser Fortbildung möchten wir Ihnen zeigen, welche Möglichkeiten ein digital-gestützter Deutschunterricht bietet, um Schülerinnen und Schülern dabei zu unterstützen, fachlich und digital souverän mit journalistischen Texten in unserer digital geprägten Welt umzugehen. Denn der Umgang mit journalistischen Texten konfrontiert uns heute mit neuen Herausforderungen, deren Bewältigung auch im Deutschunterricht gefördert werden kann:
Im Zuge der digitalen Transformation unserer Gesellschaft verändert sich auch der Journalismus. Während vor der digitalen Transformation etablierte Verlage und Medienhäuser als Gatekeeper Themen von öffentlicher Bedeutung platziert haben, konkurrieren diese heute mit Online-Plattformen, über die Nachrichten unterschiedlicher journalistischer Qualität von Journalisten, aber auch von Aktivisten und von Laien verbreitet werden. Hinzukommen KI-generierte Informationsangebote, die nicht auf journalistischen Recherchen basieren. Schülerinnen und Schüler treten heute zunehmend über Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok sowie über Kanäle von Messenger-Diensten in Kontakt mit journalistischen Inhalten. Dabei stoßen sie oft auf Beiträge, die durch Clickbaiting oder multimodale Elemente gezielt Aufmerksamkeit erregen. Diese werden durch neue Formen digitaler Interaktivität – durch netzspezifische Praktiken des Kommentierens, De- und Rekontextualisierens von Nachrichten sowie durch das Remixen – verändert, verkürzt und verfälscht. Angesichts dessen fällt es Schülerinnen und Schülern immer schwerer, zwischen (qualitäts-) journalistischen und nicht-journalistischen Quellen zu unterscheiden. Es kommt hinzu, dass Nachrichten heute zunehmend auf multimedialen und -modalen Verknüpfungen von Texten mit Bildern, Videos und Sounds basieren, die den Gegenstandsbereich einer traditionellen Zeitungsanalyse überschreiten. Deshalb muss der Blick auf neue Formen der Interaktivität und deren Auswirkung auf die inhaltliche, formale und ästhetische Gestaltung von Nachrichten geschärft werden – v.a. mit Blick auf das Wirkungs- und Manipulationspotenzial multimedialer- und multimodaler Texte. Ein digital und fachlich souveräner Umgang mit journalistischen Texten in der digital geprägten Welt umfasst mehr, als bislang im Rahmen von Zeitungsanalysen vermittelt worden ist.
Zwei Förderperspektiven stehen bei unserer Fortbildung im Vordergrund:
- Zum einen möchten wir Sie bei der Erweiterung von fachlichen und digitalen Kenntnissen und Kompetenzen für den Umgang mit den spezifischen Verstehensanforderungen journalistischer Berichterstattung und Manipulation unterstützen.
- Zum anderen möchten wir ihnen zeigen, wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisieren können, wie wichtig der Aufbau einer kritisch-selbstreflexiven Haltung gegenüber journalistischer Berichterstattung in der digital geprägten Welt ist.
Für die Umsetzung bieten wir Ihnen konkreten Unterrichtsvorschlägen und -materialien, die von erfahrenen Lehrkräften der ersten und zweiten Phase der Lehrkräftebildung entwickelt wurden. Darüber hinaus erwerben Sie in der Fortbildung Erfahrungen mit einer digitalen Lehr-Lernumgebung, die Sie in Ihrem Deutschunterricht nutzen können.
Schwerpunkte der Fortbildung:
- Journalistische Qualitätsstandards in der digitalen Welt: Wie fördern wir ein Verständnis für die Funktionen von (digitalem) Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft? Wie unterscheidet sich Qualitätsjournalismus von nicht-journalistischen Inhalten?
- Aufmerksamkeitssteuerung: Wie können wir Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisieren, wie Sprache, Text, Bilder, Ton, Framing, und Clickbaiting unsere Medienauswahl und -rezeption beeinflussen?
- Verstehenanforderungen neuer journalistischer Darstellungsformen: Wie lernen Schülerinnen und Schüler, multimediale und -modale Kompositionen zu entschlüsseln – und zu produzieren?
- Digitale Souveränität im Umgang mit unzuverlässiger Berichterstattung: Wie können wir Schülerinnen und Schüler zur Auseinandersetzung mit Lügenpresse-Vorwürfen befähigen und ihnen zugleich eine ‚Haltung des vernünftigen Zweifels‘ an der Zuverlässigkeit journalistischer Berichterstattung vermitteln?
Zielsetzung
In der Fortbildung erwerben bzw. vertiefen Sie ihr Wissen darüber, wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen,
- multimodale Lehr-Lernarrangements zu entwickeln, die Text-, Ton- und Bildebene multimedialer und multimodaler journalistischer Darstellungsformen zu analysieren,
- Strategien der Aufmerksamkeitssteuerung in (digitalen) journalistischen Texten zu analysieren,
- Framing- und Clickbaiting-Strategien zu erkennen und ihre Wirkung zu analysieren,
- einen selbst- und medienkritischen Umgang mit der Unzuverlässigkeit journalistischer Berichterstattung und der eigenen Manipulierbarkeit zu entwickeln.
Behre, J., Hölig, S., & Möller, J. (2024). Reuters Institute Digital News Report 2024: Ergebnisse für Deutschland (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts, Nr. 72). Verlag Hans-Bredow-Institut. https://doi.org/10.21241/ssoar.94461
Hasebrink, U., Hölig, S., & Wunderlich, L. (2021). #UseTheNews: Studie zur Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener in der digitalen Medienwelt (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts). https://doi.org/10.21241/SSOAR.72822
Jackob, N., Schultz, T., Jakobs, I., Quiring, O., Schemer, C., Ziegele, M., & Viehmann, C. (2023). Medienvertrauen in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/bpb_SR_Medienvertrauen-in-Deutschland_online.pdf
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. (2022). JIMplus 2022: Fake News und Hatespeech. https://www.lfk.de/fileadmin/PDFs/Publikationen/Studien/JIMplus-2022/JIMplus-2022.pdf
Universität Bamberg
Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
Prof. Dr. Jörn Brüggemann und Dr. Carina Ascherl